DER HIMMEL IST BLAU. KANN SEIN.
Frauen im Widerstand. Österreich 1938-1945, Wien 1985
Karin Berger // Elisabeth Holzinger // Lotte Podgornik // Lisbeth N. Tallori

Mit Beiträgen von: Friedl Burda // Maria Bures // Leni Egger // Maria Ehmer // Marianne Feldhammer // Elisabeth Friedl // Mali Fritz // Rosl Grossmann-Breuer // Franziska Haas // Anni Haider // Margret Jagoda // Hermine Jursa // Anni Kness // Helene Kuchar – Jelka // Antonie Lehr // Hedwig Leitner-Bodenstein // Grete Mikosch // Rudolfine Muhr // Maria Plieseis // Agnes Primocic // Martha Raffelsberger // Johanna Sadolschek-Zala // Käthe Sasso // Gerti Schindel // Irma Schwager // Elisabeth Sinic // Oswalda Tonka

20 österreichische Frauen erzählen über ihren Widerstand gegen das Nazi Regime: über ihre List und ihren Mut, über Verfolgung, Angst und Solidarität.

“Wenn er mir gesagt hätte, der Himmel ist blau, hätt ich gesagt: Kann sein. Unter keinen Umständen hätt ich der Gestapo was zugegeben. Für mich war eine absolute Kluft zwischen ihnen und mir. Diese Kluft war unüberbrückbar.”
Mali Fritz

 

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PRESSE & TEXTE

Oft dokumentiert, in Zeitschriftenserien gefeiert wird der Widerstand der großbürgerlichen und adeligen Generale gegen das Nazi-Regime. Doch in diesem menschen- wie frauenverachtendsten System, das die Frauen auf das Gebären von Kanonenfutter und liebevolle Krankenschwesterdienste an den im Feld stehenden Männern – später auch auf die Produktion von Kriegsmaterial – festgelegt hat, entstand ein machtvolles Potential von Freiheitskämpferinnen. Frauen aus unterschiedlichen Klassen, Berufen, Religionen und Traditionen wurden zu selbständigen, selbstbewussten, wenn nötig auch mit ‘weiblicher Schläue’ agierenden Kämpferinnen, im Dienst nicht nur der Zerschlagung des Naziterrors, sondern auch ihrer eigenen politischen wie menschlichen Emanzipation.
Ein ungemein wichtiges, längst schon überfälliges Buch über weibliche Menschen, die unseren ganzen nationalen und patriotischen Stolz ausmachen müssen.
Elfriede Jelinek

 

"TUN WAS GETAN WERDEN MUSS….”
(...) Wesentliche Beiträge zur Geschichte der Frauen als NS-Opfer und als Aktivistinnen im Widerstand entstanden im deutschsprachigen Raum seit Anfang der 80er Jahre. Pionierinnenarbeit auf diesem Gebiet leistete unter anderem Hanna Elling, selbst Widerstandskämpferin und Überlebende des Frauenkonzentrationslagers Moringen, deren Buch "Frauen im deutschen Widerstand 1933-1945" bereits 1979 erschienen ist. In Österreich waren es Karin Berger, Elisabeth Holzinger, Lotte Podgornik und Lisbeth Trallori, die in der ersten Hälfte der 80er Jahre insgesamt hundert Frauen in ganz Österreich, die in unterschiedlicher Weise Widerstand leisteten, interviewt haben, ein Forschungsprojekt, aus dem zwei Dokumentarfilme und das Buch "Der Himmel ist blau. Kann sein. Frauen im Widerstand. Österreich 1938-1945" entstanden, die diesen Frauen erstmals Öffentlichkeit, eine Stimme gaben.
(...) Die Geschichte der Frauen zu schreiben, die überleben konnten, ihre Perspektive auf ihr Leben und ihre gegenwärtige Situation als wesentlich zu achten, sie für sich sprechen zu lassen und zuzuhören, führt uns wichtige Teile der Geschichte des Nationalsozialismus vor Augen. Gleichzeitig braucht es aber Formen der wissenschaftlichen und historischen Repräsentation all jener, die nicht überlebt haben, die ermordet und vernichtet wurden, die nie mehr sprechen konnten. An ihrem Schweigen kommen wir nicht vorbei.
Eva Krivanec, RISSE IM CONTEXT XXI, Magazin für Alpenbegradigung

 

(...) Diese Frauen steigen runter von dem Podest, auf das man sie in einem Nebensatz gestellt hat. Sie erzählen von sich. Sie stellen dar, machen sich greifbar und werden – angreifbar. Vor allem fügen sie sich nicht meinem Wunschdenken.
Beate Soltesz, AN.SCHLÄGE 3. Jg, Nr. 9

 

DIE STILLEN HELDINNEN: FRAUEN IM WIDERSTAND
(...) „Bandentätigkeit“ nannten die Nazi-Okkupaten den Kampf der österreichischen Patrioten. Und sie schlugen mit aller Brutalität zurück. Frau Feldhammers Nachbarin Leni Egger aus Bad Aussee schildert in dem Band „Der Himmel ist blau. Kann sein.“: „Und dann haben’s ihn erwischt, den Feldhammer. Ist er einmal heimgegangen – seid’s im Bett gwesen schon, gell – auf einmal hat’s pumpert und sind’s da gwesen. Das Kind, das Annerl , ist da gelegen in der Kuchl, ihr seid’s drüben gelegen, derweil haben’s scho die Türen alle offen gehabt. Er ist beim Fenster rausgesprungen. Sind die aber schon heroben gewesen und der Gestapomann ist hin und hat ihn niedergemäht.“ Für die beiden Frauen war es selbstverständlich, die Partisanen im Salzkammergut zu unterstützen. „Schlau wirst schon, wennst in Gefahr bist“, erinnert sich Frau Egger. Der Widerstand, ob katholisch oder kommunistisch inspiriert, war in Österreich nicht zuletzt eines: weiblich. Noch heute, stellt die Historikern Karin Berger in dem Sammel fest, haben manche Frauen Angst vor neuerlicher Diskriminierung, in Südkärnten sogar: vor neuer Verfolgung.
KURIER 10. Mai 1987

 

Noch ist es möglich, darüber mit Zeitzeugen zu sprechen, persönliche Erlebnisse festzuhalten. Die Art, wie dies die vier Frauen machen, ist geduldig, einfühlsam und verantwortungsbewusst. Nicht nur der Materie, auch den befragten Menschen gegenüber. Deshalb ist sie so vielversprechend.
Bärbl Gläser, WELT DER FRAU, Februar 1987

 

PRINZIP LEBEN – FRAUEN IM WIDERSTAND
„Es gibt Tage, die einen vernichten können. Wenn man nicht jeden Tag, ununterbrochen, leben will, auch wenn alles aussichtslos erscheint, dann ist man gefährdet. Das ist mein Prinzip Leben. Nicht kämpfen heißt nicht leben.“ Daraus zieht Mali Fritz ihre Kraft für den Widerstand gegen den Faschismus. Dieses „Prinzip Leben“ zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch „Der Himmel ist blau. Kann sein.“ In dem Buch schildern 20 Österreicherinnen ihre Erlebnisse im Kampf gegen das Nazi-Regime. Das Buch ist ein erschütterndes Dokument über die Kraft und den Mut der Frauen, ihre Ängste und ihre Leiden von 1938 bis 1945.
(...)
Das Buch beeindruckt vor allem durch die Schilderung der alltäglichen Sorgen der Frauen. Es geht um die Organisation von Lebensmitteln und Kleidern, darum, ob man in der Haft Lebenszeichen von außen bekommen hat, und um die Gedanken, die man sich um die daheimgebliebenen Kinder macht. Oft sind es auch die kleinen Dinge, wie etwa aufmunternde Worte eines Mithäftlings oder ein Aufseher, der Mitleid zeigt, die die Frauen zum Durchhalten befähigt haben.
Die Zeit von damals wirkt auch in die Gegenwart. Das wird aus den Erinnerungen der Johanna Sadolschek-Zala, einer Partisanin aus der Gegend von Eisenkappel, deutlich. Sie meint zum Schluß ihres Rückblicks: “...man schaut uns jetzt so an, als wären wir Verbrecher, wir, die wir wirklich was dazugetan haben, dass Österreich die Freiheit hat, das kränkt einen schon. Wissens, da wird man von einigen Bandit gerufen und verworfen, von den Leuten beim Heimatdienst, den deutschnationalen, o jä, es gibt manche noch, und immer mehr und mehr. Nach dem Krieg war ja alles so still, da haben sie sich geduckt, aber jetzt heben sie die Köpfe wieder hoch und wollen wieder die Besten sein.“
Katharina Krawagna-Pfeifer, SALZBURGER NACHRICHTEN, 22. 4. 1985

 

Die Herausgeber des bewegenden Dokuments haben die Tonbandtexte nicht glatt gehobelt und somit Eigenart und Poesie der Sprache einer jeden Erzählerin erhalten.
Heinz Schindler, NEUES DEUTSCHLAND 17./18. 1985

 

40 Jahre danach folgten Karin Berger, Elisabeth Holzinger Lotte Podgornik und Lisbeth N. Trallori den Spuren weiblichen Widerstandes und interviewten über 100 Frauen in ganz Österreich: in Dörfern und in Städten, in Einfamilienhäusern und Altersheimen. Das Buch „Der Himmel ist blau. Kann sein“ ist das Ergebnis und zugleich ein Versuch, über selbsterzähltes Leben eine andere Art von Geschichte zu schreiben.
PROFIL 17, 22.4. 1985

 

FRAUEN IM WIDERSTAND
Die Lebendigkeit, Anschaulichkeit, aber auch Emotionalität der Erzählungen macht betroffen. Ein umfassendes Bild der Widerstandstätigkeit von Frauen können sie nicht geben, aber einen guten Überblick über die Vielfalt der Tätigkeiten, Formen und Motive. (...) Der poetische Titel „Der Himmel ist blau. Kann sein“ ist gut gewählt. Er stammt von Mail Fritz: „Wenn er mir gesagt hätte, der Himmel ist blau, hätt’ ich gesagt: Kann sein. Unter keinen Umständen hätt’ ich der Gestapo was zugegeben. Für mich war eine absolute Kluft zwischen ihnen und mir. Diese Kluft war unüberbrückbar.“
Brigitte Lichtenberger-Fenz, WIENER TAGEBUCH 9/85


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