Tränen statt Gewehre

Tränen statt Gewehre
Anni Haider erzählt
A 1983, 30 min
Buch, Schnitt, Regie: Karin Berger, Elisabeth Holzinger, Lotte Podgornik, Lisbeth N. Trallori
// Kamera, Ton: Franz Grafl // Sprecherin: Waltraud Kutschera // Musik: Anton Webern

Am 12. Februar 1934 kämpfen im Wiener Goethehof Schutzbündler gegen die faschistische Heimwehr und für eine bessere Zukunft. Unter ihnen ist eine junge Frau, Anni Haider, Textilarbeiterin und politische Aktivistin. Als immer klarer wird, dass der Kampf verloren ist, deckt sie mit dem Maschinengewehr den Rückzug der fliehenden Männer. Verletzt und von der Polizei gesucht, verbirgt sie sich daraufhin einige Tage im damaligen Überschwemmungsgebiet der Donau, bis ihr aus der nahe gelegenen Armensiedlung „Brettldorf“ Hilfe angeboten wird. Der Film wirft einen Blick auf die dramatischen Februartage 1934 in Wien und berichtet von einem verlorenen Traum und dem Beginn des Faschismus in Österreich - bewegend von Anni Haider erzählt.

Screenings (Auswahl)
2017 Goethehof „Werkl“ Tribute Anni Haider - Überparteiliche Gedenkplattform Transdanubien // 2014 Stadtflanerie Goethehof „Werkl“ // 2011 kinokis mikrokino DEPOT Wien // 2010 FrauenFilmTage Wien // 2004 Filmarchiv Austria Wien // 2000 Galerie Olga Benario Berlin // 1984 Medienwerkstatt Wien // Ausstellung „Die Kälte des Februar“ Remise Meidling

Vertrieb:
office@medienwerkstatt-wien.at

 

FEBRUAR 34 - 70 JAHRE DANACH
Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen rund um den Februar 34 sind es vor allem Männer, die zu Wort kommen. Obwohl auch so manche Frau ihre ganz persönliche Geschichte mit diesem Datum verbindet. Eine solche war Anni Haider.
Die Auseinandersetzungen des Februar 1934 erlebte sie im Goethehof in Kaisermühlen . Nachdem sie, eine gewählte Betriebsrätin, infolge ihres Protestes gegen Kurzarbeit und Entlassungen von „Doppelverdienern“ ihre Arbeit in einer Textilfabrik verloren hatte, lebte sie von Heimarbeit und bezog Arbeitlosengeld. Da sie als Frau den die Brücke über die Donau bewachenden Heimwehrlern weniger verdächtig erschien, sucht sie im Auftrag der im Goethehof verschanzten Kämpfer die Schutzzentrale jenseits der Donau auf, um von dort Instruktionen für das Vorgehen der in ihrer Wohnanlage stationierten Einheit einzuholen. Wie die meisten anderen war auch diese Einheit kampfbereit, aber nur unzureichend ausgerüstet. „Und das ist der große Verrat g’wesen vom Goethehof. Dass sie die Leut’ so hing’halten haben. Die haben gesagt, es ist genügend da, dass man weiß Gott was kann ausstaffieren damit. Und in Wirklichkeit sind nur ein paar Revolver und die Gewehre dag’wesen. Jetzt sind wir dag’standen. Das war so deprimierend, da bin ich so fertig g’wesn“, berichtet sie in einem Interview, das sie im Jahr 1984, anlässlich des 50. Jahrestages der Februarkämpfe für den Film „Tränen statt Gewehre“ gegeben hat. Während der Kämpfe übernahm Anni Haider die Aufgabe, die wenige vorhandene Munition im Goethehof an alle zu verteilen. Danach, als die Niederlage klar war, hat sie das einzige halbwegs intakte Maschinengewehr bedient, um den Rückzug der Schutzbundleute vom Goethehof in die Lobau zu decken. Ihre Motivation? „Ich war voller Idealismus, weißt, nicht einmal Idealismus, aber ich hab in meiner Kindheit soviel Schweres erleben müssen, dass man sich das, was man jetzt erkämpft hat, dass es uns jetzt besser geht, nicht nehmen hat lassen wollen.“
Hilde Grammel, [sic!] Forum für feministische Gangarten, März 2004

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